Text: Andreas Schindler

Zeig dich, damit ich dich lieben kann

Fehring Tales (3)

Wo Menschen auf engem Raum zusammenleben, werden sich früher oder später alle Schatten zeigen. Dies gilt für Paare ebenso, wie für sonstige Lebensgemeinschaften beliebiger Größe. Alle tragen wir Wunden, alte Verletzungen, vielleicht auch Traumen mit uns durchs Leben, egal wohin wir gehen. Mitunter genügt ein Satz, eine Frage, um irgendetwas auszulösen, das im Verborgenen lauert. Eine emotionsgeladene Reaktion etwa legt dies nahe. Der Ursprung der zugrundeliegenden Verletzung liegt oft lange zurück, häufig sogar in der Kindheit, egal wie alt wir heute bereits sind. Manchmal platzen Vorwürfe hervor,
Attacken: „Du kotzt mich an, mit deinem ….“ Wer kennt das nicht?

Wie es uns miteinander geht, ist eine der wichtigsten Fragen. Dabei haben wir gelernt: Jene Person, welcher die Emotionen hochgehen, die laut wird und jemanden attackiert, ist jene, die Hilfe benötigt. Doch ist diese bereit anzuerkennen, dass sie selbst ein Problem hat, wo doch ihr Fokus gerade so energiegeladen auf irgendeinen Missstand gerichtet ist, den sie einer anderen Person zuschreibt?

In dem Maße, in dem wir bereit sind, all unsere Themen anzuschauen, die im Zusammenleben hochkommen, in geeigneter Weise, wohlwollend und liebevoll, stehen die Chancen gut, dass sich eine authentische Gemeinschaft bildet und gedeihlich weiter entwickelt. Vertrauen dürfte wohl die wichtigste Voraussetzung dafür sein, dass Menschen sich öffnen, verletzlich machen. Wie holen wir jene Menschen mit herein, die gerade nicht vertrauen können? Wie fördern wir jene Erlebnisse, die Vertrauen bilden, wie vermeiden wir solche, die zu weiterer Abgrenzung führen? Wie richten wir das passende Licht auf Enttäuschungen, sodass diese als Chancen erkannt und angenommen werden können? Wie heilen wir alte Wunden, sodass deren Berührung nicht weiter zu Eskalationen führt? Das sind aktuell unsere vordergründigen Fragen.

F E H R I N G  T A L E S

2017 haben sich 75 Menschen
zusammengefunden, um zu
tun, was niemand für möglich
gehalten hätte. Geschichten aus
dem Alltag im ersten Ökodorf
Österreichs. www.cambium.at

Diesmal von: Andreas Schindler.

 

Foto: Cambium