Megaphon #336
Raum für Nachsicht
Im Gegensatz zu meinem Arbeitsort und dem vieler anderer ist der tägliche Arbeitsplatz von Megaphon-Verkäufer:innen stets öffentlicher Raum – nicht nach juristischer Definition, sondern der allgemeinen Wahrnehmung nach. Die Plätze vor Supermarktketten oder ausgewählten vielfrequentierten Orten sind rar gesät. Daher werden sie ausschließlich durch unsere Standortkoordination in Absprache mit den Verkäufer:innen vergeben. Dass die Plätze auch anderweitig in Anspruch genommen werden, ist offensichtlich. Armutsbetroffene Bettler:innen nutzen die Orte ebenso zum Verdienst des täglichen Brots wie Verkäufer:innen des Megaphons. Konflikte sind also vorprogrammiert. Verwechslungen auch.
Lizenzierte Megaphon-Verkäufer:innen werden vorab durch die Vertriebskoordination über die Arbeitsweisen und Verkaufsregeln aufgeklärt. Zentrale Aspekte der Einschulung sind ein respektvolles Auftreten, der ausschließliche Verkauf monatsaktueller Ausgaben und das Unterlassen von Betteln. Ob die Regeln eingehalten werden, kann unsererseits nicht immer kontrolliert werden. Unsere Verkäufer:innen sind selbstständig und entscheiden eigenständig über das Ausmaß der täglichen Arbeit sowie die Umsetzung der Regeln. Die Erfahrung zeigt, dass eine gute Kommunikation und ein respektvoller Umgang einan-der Sicherheit gibt und Verkaufsregeln eingehalten werden.
Sollten Verkäufer:innen sich dennoch dafür entscheiden, zusätzlich zum Verkauf der Magazine einen Becher aufzustellen oder freundlich um finanzielle Unterstützung zu bitten, ersuchen wir um Nachsicht. Bettelnde Menschen sind wie die stillen Beobachter:innen am Rand der Bühne des Lebens, sie zeigen ungewollt die Schattenseiten der Gesellschaft und erinnern daran, dass Handlungen und Entscheidungen Auswirkungen auf alle haben, so unbequem es nun mal ist.
Fühlst du dich als Kund:in des Supermarkts oder Käufer:in des Magazins bedrängt oder gar belästigt, melde dich bei uns. Gemeinsam werden wir das Gespräch suchen und eine Lösung finden.
Editorial von: Claudio Niggenkemper
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QUELLEN ZU DEN ZAHLEN
3 – 8.3.1921– 6 – 50 – 7000-15000 (E-Mail von Mag.a Heide Bekhit, Referentin Frauen & Gleichstellungder Stadt Graz) – 90 – 150 – 65.000 – 657 000 000