FOTOS: PETER PATAKI
Chukwuemeka Igwe
Graz… ist für mich eine gute Stadt. Hier habe ich Arbeit, hier sind die Menschen freundlich. Und es hängt immer von der Freundlichkeit der Menschen ab, ob du dich zuhause fühlst oder nicht. Mein erster Eindruck, als ich 2004 hierher gekommen bin, war: Es ist eine gute Erfahrung – vermutlich die beste in meinem Leben. Jetzt, nach 15 Jahren, ist Graz eine Heimat für mich geworden. Ich wurde in Nigeria geboren und nicht immer ist es für mich einfach, denn meine Eltern und Geschwister leben nicht hier. Trotzdem ist mein Zuhause in Graz. Ich habe kein zweites Zuhause. Denn jetzt habe ich hier neue Freunde. Wo deine Freunde sind ist dein Zuhause.
Das Megaphon… gibt mir die Möglichkeit Freunde zu finden. Ich liebe es, mit Menschen zu interagieren. Mit dem Zeitungsverkaufen habe ich gleich nach meiner Ankunft in Graz begonnen – es war der erste Job für mich. Damals hatte ich keine andere Chance auf eine andere Arbeit. Ich lebte in einem Asylquartier in der Nähe vom Grazer Hauptbahnhof. Mitbewohner erzählten mir vom Megaphon-Verkaufen, und so begann auch ich damit. Das ermöglichte mir, andere Menschen kennenzulernen. Sehr viele sind freundlich, einige wenige leider nicht. Aber 90 Prozent der Menschen hier haben ein gutes Herz.
Meine Arbeit… habe ich vor etwa drei Jahren gefunden. Damals, 2019, gab es nicht viele Jobs für Menschen wie mich. Sieben Jahre lang musste ich auf eine Anstellung warten. Erst das neue Arbeitsgesetz machte es möglich, dass ich einen Job suchen konnte. Über eine Leasingfirma bekam ich Arbeit am Bau. Nachdem die Arbeit zu Ende war, wurde ich wieder zum Arbeitsmarktservice geschickt. Ich meldete mich bei der Caritas, machte Deutschprüfungen und Bewerbungstrainings. In Sprachkursen lernte ich Begriffe, die für meinen Berufsbereich wichtig waren. Nach drei Monaten Training und einer Prüfung ging ich wieder zum AMS, und tatsächlich: Ich bekam einen Job bei der Dachdeckerei Altenburger-Balk. Die Caritas, und vor allem Heimo, unterstützten mich dabei. Wenn ich meine Kursunterlagen mitbrachte, vereinfachte er das Komplizierte und lernte mit mir. Heimo hat mir sehr geholfen – ich danke Gott dafür.
Die Menschen,… mit denen ich zusammen bin, sind es, was ich am meisten an meiner Arbeit mag. Sie ermutigen mich! Ich bin der einzige mit dunkler Hautfarbe an meinem Arbeitsplatz. Es ist wichtig, dass ich akzeptiert werde. Andernfalls könnte ich diese Arbeit nicht machen. Es sind tolle Menschen, die mich unterstützen und mir auch helfen, meine Fehler auszubessern. Und es sind immer die Menschen, die eine Arbeit zu einem Job machen und ein Heim zu einem Zuhause.
Heute… lebe ich ein gutes Leben. Ich danke Gott dafür und für meinen Beruf. Das alles gibt mir jetzt Hoffnung, dass ich immer eine Arbeit haben werde – auch in der Zukunft. Selbst, wenn mich diese Firma vielleicht einmal nicht mehr beschäftigen kann, so habe ich viel gelernt und nehme die Erfahrung mit. Dadurch habe ich Chancen auf einen nächsten Job.
Das Wichtigste, … wenn du in ein anderes Land kommst, ist die Sprache. Müsste ich jemandem einen Rat geben, der nach Österreich kommt, würde ich sagen: Nimm zu aller erst das Deutschlernen ernst! Du brauchst die Sprache, um einen guten Job zu bekommen, und du kannst nichts lernen, ohne Sprachkenntnisse zu haben. Und: Man muss immer weiterlernen. Nicht zu lernen, sich nicht Wissen anzueignen, das ist Verschwendung!
Im neuen Jahr… wünsche ich allen – meiner Familie, meinen Freunden und allen, die das hier lesen – ein glückliches neues Jahr. Mögen alle eure Wünsche in Erfüllung gehen! Ich möchte an dieser Stelle auch alle meine Freunde würdigen. Ich bete für sie und für ihr Wohl. Als ich angesucht habe um Aufenthalt in Österreich, sind innerhalb von nur einer Woche plötzlich 15 Familien hinter mir gestanden. Sie alle haben mir sehr geholfen. Ich bete für sie. Für mich persönlich wünsche ich, dass Gott mir Fleiß gibt für meine Arbeit und dass ich weiterhin gute Menschen treffe und neue Freunde. Ein frohes neues Jahr!