Text: Anna Maria Steiner
Fotos: Arno Friebes

Happy Ekhator Edoghogho

Verkaufsplatz: Spar,
Lange Gasse in Graz
Alter: „Wird nicht verraten – nur so viel: Ich bin Mutter und Großmutter.“
Motto: „Lachen ist mein Hobby!“

Heute bin ich glücklich, weil … meine Nichte zur Welt gekommen ist! Vor wenigen Stunden hat meine Schwester ein gesundes Mädchen zur Welt gebracht. Ich wünsche meiner Nichte ein gutes Leben! Sie soll ein großartiger Mensch werden und den Beruf ergreifen können, den sie will: Ingenieurin, Anwältin – einfach das, wozu sie sich berufen fühlt. Ich wünsche der Tochter meiner Schwester Verständnis, Weisheit und Kraft. Möge jeder Tag ein wunderbarer für sie sein.

Der Weltfrauentag am 8. März… ist wichtig! Erst in Österreich habe ich diese Tradition kennengelernt, in meinem Geburtsland Nigeria feierte ich den Internationalen Frauentag nicht. Für mich sind Männer und Frauen ganz klar gleich viel wert. Ich bin Mutter von drei Mädchen und einem Buben und habe versucht, alle gleich zu erziehen. In meiner Herkunftsfamilie bin ich die Älteste und war für die jüngeren Geschwister verantwortlich. Schon als Mädchen musste ich stark sein, und besonders später als Frau. Als mein Mann plötzlich verstorben ist, war ich mit den vier Kindern allein. Es stimmt schon: Nicht alle Menschen sind gleich. Einige sind stärker als andere, können dies und andere jenes. Aber alle sind gleich viel wert. Wer genau liest, findet das schon in der Bibel.

Megaphon-Verkaufen bedeutet für mich… Eigenständigkeit und Selbstbestimmtheit. Der Zeitungsverkauf ermöglicht mir eine Lebensgrundlage. Ich kann davon Essen kaufen, das Nötigste, das ich zum Leben brauche, und ich kann meine Familie unterstützen. An meinem Verkaufsplatz sind die Menschen freundlich zu mir: die Kundinnen und Kunden, die Filialleiterin und die Spar-Belegschaft. Das war nicht immer so in meinem Leben – auch in Nigeria nicht. Überall trifft man auf „solche“ und auf „solche“: Auf der ganzen Welt gibt es unfreundliche Menschen ebenso wie freundliche, die andere schätzen und gut behandeln.

Im Leben hilft … Besonnenheit, und damit verbunden: Weisheit. Wer weise ist, weiß, was zu tun ist – egal in welcher Lebenslage. Wie man Weisheit erlangt? Anderen zuhören, mit ihnen sprechen, sich untereinander austauschen und miteinander Lösungen besprechen. Am Leben anderer kann ich für mein eigenes Leben lernen. Was noch hilft, ist auf Gott zu vertrauen. Ich bete täglich um gute Entscheidungen für mich und andere. Weisheit zu erlangen, ist letztendlich auch Gnade.

Kraft gibt mir … mein Glaube. Ich bin Christin und gehe regelmäßig zur Kirche, wo ich auch Aufgaben übernehme. In meiner Gemeinde etwa leite ich die Frauengruppe. Dort kümmern wir uns um andere, die in herausfordernden Lebenslagen sind. Wir unterstützen andere, die krank sind oder in familiär schwierigen Situationen. Als Frauen unterstützen wir andere Frauen. Warum mich die anderen Frauen zur Gruppenleiterin auserkoren haben, weiß ich nicht. Womöglich, weil ich oft so fröhlich bin? Ja, lachen ist tatsächlich mein Hobby …