Text: Nadine Mousa
Fotos: Thomas Raggam

Moji Hambolu

Verkaufsplatz: Billa, Münzgrabenstraße

Als ich nach Österreich gekommen bin… habe ich einige Jahre in einer Lederfabrik in Feldbach gearbeitet, denn ich bin gelernte Schneiderin und arbeite gerne in dieser Branche, kann gut mit Nähmaschinen und Stoffen umgehen. Dort habe ich auch Deutsch gelernt, denn der Chefin war es sehr wichtig, dass wir sie verstehen, wenn sie mit uns spricht. Der Anfang war wirklich nicht leicht, aber mittlerweile kann ich mich ganz normal auf Deutsch unterhalten, was unheimlich wichtig ist. Jetzt brauche ich niemanden mehr, der für mich dolmetscht. Ich kann alle Behördengänge alleine bewältigen, Deutsch zu lernen hat mir viele Türen geöffnet. Meine Kinder lachen mich immer aus, wenn ich am Telefon mit ihnen Deutsch spreche, sie finden den Klang total lustig.  

Mit Graz verbinde ich… meinen Neustart, liebe Menschen und gutes Essen. Ich liebe Kartoffelsalat mit Kürbiskernöl und als kleine Süßigkeit zwischendurch Pocket Coffee Pralinen. Eine meiner Stammkundinnen bringt mir immer wieder eine Packung mit, das freut mich jedes Mal so sehr. Da ich nicht die große Frühstücksliebhaberin bin, koche ich meist erst abends eine anständige Mahlzeit für mich. Oft bereite ich mir afrikanische Speisen zu, die mich an meine Kindheit erinnern. Meine Spezialität: Fufu. Das ist ein fester Brei aus Maniok oder Yams und Kochbananen. Als Beilage zu einer Suppe oder einem Eintopf ist das ein tolles Abendessen! 

Mein Glaube ist… enorm wichtig für mich. Ich bete jeden Tag – für mich und alle Menschen, die mir wichtig sind – und lese abends, wenn ich nach dem Verkaufen nach Hause komme in meiner Bibel. Ich studiere sie so richtig, manchmal mit einer Freundin zusammen. Warum steht das drin? Was kann dieser Satz bedeuten? Wie kann ich ein gutes Leben führen? Ich möchte nach dem Wort Gottes leben, seine Regeln befolgen. Wenn ich in der Bibel lese, fühle ich mich sicher, denn ich weiß, dass Gott mich liebt und auf mich aufpasst. Alle meine Probleme sind in der Kirche gut aufgehoben, denn ich kann sie meinem Pastor erzählen und das hilft mir. Darüber zu sprechen nimmt mir die Last von den Schultern. 

Weihnachten bedeutet mir… sehr viel, obwohl ich meine Familie nicht sehen kann. Ich freue mich schon auf den Heiligen Abend, auf die Kirche und die Gemeinschaft dort. Wir werden singen und uns gegenseitig frohe Weihnachten wünschen. Ich bin Mitglied im Chor unserer Gemeinde, das macht mir sehr viel Spaß. Ich liebe es, wenn wir gemeinsam singen und unsere Lieder die ganze Kirche füllen, das ist ein wahnsinnig tolles Gefühl. Nur dort in den Bänken zu sitzen wäre nichts für mich, ich preise Gott lieber mit Gesang und Tanz. Glücklicherweise machen meine Beine immer mit. In der Weihnachtszeit bin ich immer besonders dankbar dafür, dass ich gesund bin. Das müssen wir wahrscheinlich alle viel mehr schätzen lernen, denn das Leben soll gefeiert werden! 

Ich wünsche mir… ein tolles Leben in Österreich zu haben und meine Kinder bald wieder umarmen zu können. Videocalls und Telefonate sind schön und nett, aber sie reichen nicht aus. Als ich 2004 hier hergekommen bin, habe ich meine beiden Söhne bei meiner lieben Großmutter in Nigeria zurückgelassen. Sie machen beide eine Ausbildung. Ich schicke ihnen monatlich Geld, damit sie ihre Mieten, Lebensmittel und die Schule bezahlen können. Außerdem hoffe ich, dass Corona vorbeigeht und ich normal arbeiten kann. An die Lockdown-Zeit habe ich keine guten Erinnerungen, die Einsamkeit war schrecklich. Ich wünsche mir Gesundheit und dass sich alle Menschen an die Regeln halten, damit wir 2022 unsere Freiheit genießen können.