Fotos: Thomas Raggam
Robert Bogdan
Unser Verkäufer des Monats Februar 2020
In österreich… bin ich seit fast zehn Jahren. Ich stamme aus der Slowakei, wo auch meine Familie lebt. Leider gibt es dort kaum Arbeit, und wenn, dann nur eine, von der man nicht leben kann. Früher war das alles anders. Zehn Jahre lang arbeitete ich in einer Firma, die Holzherde produziert hat, danach fünf Jahre in einem Metallverarbeitungsbetrieb. Für meine Familie habe ich ein Haus gebaut, und wir hatten ein Auto. Doch Anfang der 1990er-Jahre kamen ausländische Firmen ins Land, und die Arbeiter haben immer weniger verdient. Ich konnte die Kreditraten nicht mehr bezahlen, habe das Auto verloren und das Haus. Graz ist eine gute Stadt zum Arbeiten, aber ganz ehrlich: Wenn ich in der Slowakei einen Job hätte, wäre ich nicht hier.
Mein Lieblingsplatz in Graz… ist mein Arbeitsplatz. Ich verkaufe das Megaphon vor dem Billa in der Waltendorfer Hauptstraße. Den Standplatz teile ich mir mit einem Kollegen.
Das Megaphon-Verkaufen nehme ich sehr ernst: Jeden Tag zu Mittag stehe ich pünktlich vor dem Billa. Mit der Arbeit bin ich sehr zufrieden. Anfangs habe ich mich geschämt, auf der Straße zu stehen und habe auf den Boden geschaut. Heute ist das anders.
Von den Menschen wünsche ich mir … dass sie liebevoller miteinander umgehen. Anfangs wurde ich oft beschimpft und gefragt, warum ich nicht zurück in meine Heimat gehe um dort zu arbeiten. Doch der Filialleiter an meinem Verkaufsstandort und seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben mich unterstützt. Nach und nach habe ich mich dann getraut, den Leuten ins Gesicht zu blicken und habe gemerkt: Es gibt auch sehr freundliche Menschen hier in Graz. Inzwischen grüßen viele freundlich und fragen, wie es mir und meiner Familie geht.
Am meisten vermisse ich … meine Familie. Mit dem Geld, das ich mit dem Megaphon-Verkauf verdiene, unterstütze ich meine jüngste Tochter und meine Frau. Sie hat zwar eine Arbeit in der Slowakei, verdient aber nur 120 Euro im Monat. Allein die Wohnung kostet schon 300 Euro – das sind Preise fast wie in Österreich… Meine jüngste Tochter geht noch ins Gymnasium, 150 Kilometer weg von daheim. Sie kommt nur am Wochenende nach Hause und wird in zwei Jahren maturieren. Das macht mich stolz! Ich möchte, dass sie später eine gute Arbeit findet. Sie soll es einmal besser haben im Leben als ich.
Das wichtigste für mich … sind meine Familie, ein Zuhause und Gesundheit – in dieser Reihenfolge. Meine Familie bedeutet mir alles. Sie gibt mir Kraft, wenn ich weit weg bin von daheim. Einmal pro Monat fahre ich in die Slowakei. Manchmal geben mir Käufer-innen und Käufer Süßigkeiten mit für meine Kinder und meine Enkelkinder. Mein Traum ist, dass wir irgendwann wieder in einem Haus leben können,
nicht nur in einer kleinen Wohnung wie jetzt. Ich will auch in Zukunft Geld verdienen und versuche gesund zu leben –
auf Alkohol zu verzichten und
auf Zigaretten. Geld kann man machen, Gesundheit nicht.