Text: Nadine Mousa
Fotos: Peter Pataki

Christian Solomon Igwe

„Ich bin glücklich, weil ich gesund bin und auf dieser schönen Welt lebe!“

In Österreich … bin ich seit 2015. Der Anfang war schwer, ich habe die Sprache lernen müssen und war ganz alleine. Das hat mich wirklich belastet. Irgendwann hat mir ein Freund von der Straßenzeitung Megaphon erzählt. Seit ich das Megaphon verkaufe, geht es mir viel besser. Ich bin ruhiger, mache mir nicht mehr so viele Sorgen. Ich verkaufe die Zeitung „for my peace of mind“ (Anm.: „für meinen Seelenfrieden“). Auch wenn manche Menschen nicht immer freundlich zu mir sind, versuche ich jede Begegnung zu genießen. Ich bin ein glücklicher Mann.

Stolz macht mich, … dass ich seit 2017 das Megaphon vor dem Spar in der Peter-Rosegger-Straße verkaufe. Die Bedingungen hier sind wirklich herausfordernd. Unter dem großen Carport ist es im Sommer sehr heiß und im Winter extrem kalt. Die Kälte wird vom Boden abgestrahlt und unter dem Dach ist es immer schattig. Viele vor mir haben nach einem Jahr aufgegeben – aber ich halte durch. Die Kund:innen und Mitarbeiter:innen sind sehr nett, viele grüßen mich und kennen meinen Namen. Für Österreicher:innen ist „Christian“ leicht zu merken. Ich versuche mir so viele Gesichter und Namen wie nur möglich einzuprägen, nur die Aussprache von deutschen Namen fällt mir immer noch schwer.

Ich erinnere mich gerne an … die kurze Zeit zurück, in der ich als Haustechniker gearbeitet habe. Ein Bekannter hat mir den Job vermittelt. Zu Beginn war mir egal, welchen Job ich bekomme, ich wollte einfach arbeiten, mich nützlich machen. Überraschenderweise hat mir die Tätigkeit sofort gut gefallen. Mich um Reparatur- und Wartungsarbeiten zu kümmern, hat mir großen Spaß gemacht. Ich bin zur Berufsschule gegangen, wollte den Staplerführerschein machen, aber dann kam alles anders. Ohne gültige Dokumente dufte ich die Ausbildung nicht fortsetzen, das war ein Rückschlag – aber ich bin positiv geblieben und das hat sich ausgezahlt, sonst wäre ich vielleicht nie zum Megaphon gekommen.

Wenn ich eine Pause brauche … dann bleibe ich zu Hause, in meiner Wohnung. Ich muss viel Energie sammeln, um unter der Woche das Megaphon zu verkaufen. Ich arbeite jeden Tag, von Montag bis Samstag. Wenn ich daheim bin, dann entspanne ich und koche gerne. Es gibt viele Gerichte aus meiner Kindheit, die ich vermisse und gerne kochen würde, aber in Österreich finde ich nicht die richtigen Zutaten. Vor allem die passenden Gewürze gibt es nicht. Dennoch probiere verschiedenste Rezepte aus – in der Küche fühle ich mich einfach wohl.

Ich wünsche mir, … dass ich bald meine Dokumente bekomme, um in Österreich arbeiten zu dürfen, solange ich jung, stark und gesund bin. Am schönsten wäre es, meinen eigenen Bauernhof zu haben. Ich würde Reis und anderes Gemüse anbauen, vielleicht sogar Schweine und Kühe haben. Mit diesen Tieren habe ich nämlich schon gearbeitet, sie gefüttert und ihre Ställe saubergemacht. Ich wünsche mir auch in Österreich unterwegs sein zu können, vielleicht einmal in Wien oder sonst wo zu arbeiten. Es gibt noch viel zu sehen!

 Ich bin glücklich, wenn … ich Musik höre und singe. Meine Kopfhörer habe ich immer dabei. Wenn wenig los ist, dann höre ich deutsche Lieder, um meine Deutschkenntnisse zu verbessern. Die Grammatik, Artikel und Pronomen, sind sehr schwierig für mich, aber ich will besser werden. Musik motiviert mich weiterzumachen, jeden Tag aufzustehen. Schon in meiner Kindheit war ich voller Tatendrang. Sobald ich morgens aufwache, will ich rausgehen, arbeiten und dabei Musik hören. Manchmal so lange bis der Akku leer wird!