Fotos: Valerie Maltseva
Eunice Avanrenren
Mein Name… „Eunice“ gefällt mir – meine Eltern in Nigeria haben ihn mir gegeben. Mein Nachname „Avanrenren“ bedeutet in meiner Geburtssprache „Ich kenne keine Nacht, ich kenne nur den Abend“. Tatsächlich bin ich ein positiver Mensch und kenne keine Dunkelheit. 2002 kam ich von Nigeria nach Graz und habe hier zum ersten Mal im Leben Schnee gesehen. „Eis von oben“, dachte ich damals und fror fürchterlich. Heute mag ich Schnee, und meine Kinder lieben ihn. „Gatsch-Hose an und hinaus in die Natur!“, sage ich zu ihnen, wenn es schneit.
Weltfrauentag am 8. März… feiert man auch in Nigeria. Die Mütter nehmen dort die Kinder mit zu Ausflügen und gehen mit ihnen Essen. Auch ich feiere den Weltfrauentag in Graz auf diese Art: Ich lade meine beiden Söhne und meine Tochter zum Essen ein – meist in ein Fastfood-Restaurant, weil sie das so gerne mögen. Heuer werde ich daheim groß aufkochen – und es wird auch Kuchen geben. Am 8. März ist nämlich nicht nur der Weltfrauentag, sondern auch mein Geburtstag.
Alle Menschen sind gleich. In der Erziehung von Mädchen und Buben darf es keine Unterschiede geben. Das leben wir auch in der Familie – vor allem seit meinem Krankenhausaufenthalt vor zehn Jahren. Mit 32 brach ich daheim im Badezimmer zusammen. Meine Kinder fanden mich und weinten so laut, dass die Nachbarn die Polizei gerufen haben. Ich wurde mit einer Gehirnblutung eingeliefert und war zwei Jahre lang in Krankenhäusern. Anfangs konnte ich nicht einmal mehr gehen und musste alles wieder mühsam lernen. Seit damals darf ich mich nicht überanstrengen, und deshalb hilft mein Mann mir mit dem Haushalt, obwohl er berufstätig ist.
Megaphon-Verkäuferin… wurde ich vor etwa zwei Jahren. Nach meinen Krankenhausaufenthalten verbrachte ich viel Zeit zuhause und war untertags alleine. Eine Freundin riet mir, mit dem Megaphon-Verkaufen anzufangen, was für mich sehr wichtig geworden ist. Heute bin ich glücklich, nicht mehr den ganzen Tag daheim zu sein, während meine Kinder in der Schule sind und mein Mann in der Arbeit. Das Megaphon-Verkaufen ermöglicht mir, mit anderen Menschen ins Gespräch zu kommen: Man grüßt sich, redet miteinander und scherzt – und das macht mich glücklich!
Schule und Bildung… sind für mich und meine Familie sehr wichtig. Unsere drei Kinder gehen in Graz zur Schule, mein Mann macht gerade eine Pflegeausbildung, und ich wünschte, auch ich könnte weitere Schulungen machen. Ich selbst komme aus einer „Lehrer“-Familie. Mein sehr früh verstorbener Vater war Lehrer, und auch seine Geschwister unterrichten. Ich selbst habe in Nigeria eine pädagogische Ausbildung absolviert und in einem Kindergarten gearbeitet.
Mädchen und Frauen… sollen unbedingt Ausbildungen machen und lernen können! Für meine Tochter wünsche ich mir, dass sie weiterhin fleißig ist und als Erwachsene ein gutes Leben hat. Damit meine ich nicht, dass sie unbedingt viel Geld zu haben braucht – das ist nicht das wichtigste. Wirklich reich bist du nur dann, wenn du Menschen an deiner Seite hast, die mit dir durchs Leben gehen und sich mit dir freuen. Reichtum ist, wenn du den einzigen Euro, den du hast, mit jemandem teilen kannst! Nur das hat Wert.