Text: Nadine Mousa
Fotos: Thomas Raggam

Jan Bobal

Verkaufsplatz: Hofer Birkfelderstraße, Thannhausen bei Weiz

Das Wichtigste im Leben ist… Familie. Meine Frau habe ich schon mit 22 Jahren geheiratet. Gleich darauf haben wir unsere Kinder bekommen. Unser Kleiner ist 16 Jahre alt. Der Ältere ist 20, schon verheiratet und wird bald Papa. Ich freue mich schon darauf, nächsten Monat Opa zu werden. Jeden Abend, wenn ich nach Hause komme, rufe ich zuerst bei meiner Frau an und frage, wie ihr Tag war und was es bei den Kindern Neues gibt, ich will an ihren Leben teilhaben. Auch wenn uns 600 Kilometer trennen.  

Dankbar bin ich… für so viele Dinge in meinem Leben. Derzeit vor allem für die geheizte Wohnung in Passail, in die ich jeden Abend zurückkehren kann. Ich teile sie mir mit einem Freund, damit wir uns die Miete und andere Kosten teilen können. Die Jahre davor waren alles andere als gemütlich, was meine Wohnsituation betrifft. Oft habe ich im VinziNest geschlafen, doch wenn dort kein Platz mehr war, musste ich in mein Auto ausweichen. Als ich nach Österreich gekommen bin und mich noch nicht auskannte, habe ich zwei Jahre in meinem Auto gewohnt. Geparkt habe ich entweder am großen Spar-Parkplatz in Weiz oder bei der Jet-Tankstelle. Die Winter waren hart: Trotz Heizung war es immer eiskalt im Auto. Ich erinnere mich daran, dass ich manchmal morgens aufgewacht bin und meine Haare waren an der Scheibe angefroren. 

Ich kämpfe jeden Tag mit… meinem Rheuma. Wenn ich viel stehe, dann schmerzen meine Beine sehr. Beim Megaphon-Verkaufen kann ich glücklicherweise sitzen. Aber ohne Schmerztabletten geht es trotzdem nicht. Ich habe einen Rheuma-Arzt  in der Slowakei, für alle Behandlungen fahre ich zu ihm, da ich in Österreich nicht krankenversichert bin. Wenn es Minusgrade hat und schneit, dann bin ich nur wenige Stunden an meinem Verkaufsplatz, denn dann spüre ich das Rheuma am Schlimmsten. Als ich vor zehn Jahren nach Österreich gekommen bin, habe ich als gelernter Automechaniker bei der Firma Magna gearbeitet. Wegen meines Rheumas habe ich dort aufhören müssen. 

An den Menschen in Österreich mag ich… dass sie sehr offen sind und wenn sie erst mal mit einem quatschen, kaum mehr zu stoppen sind. So habe ich Deutsch gelernt. Einfach durch Gespräche mit Menschen, die mich geduldig immer wieder auf meine Fehler hingewiesen haben. Es ist keine leichte Sprache, aber da ich zweisprachig aufgewachsen bin, habe ich vermutlich einen Vorteil beim Lernen. In meinem slowakischen Heimatdorf an der Grenze zu Ungarn sprechen viele Menschen beide Sprachen. Jetzt kann ich Slowakisch, Ungarisch und Deutsch. Man lernt eben ein Leben lang.  

In meiner Jugend… war ich Ringer und Sportsoldat in der Slowakei. Bereits mein Vater hat diesen Sport ausgeübt. Er wollte, dass ich und mein Bruder in seine Fußstapfen treten. Anfangs wollte ich das gar nicht, hätte lieber Fußball gespielt. Aber irgendwann habe ich das Ringen lieben gelernt. Meine Tage waren vollgepackt mit verschiedensten Trainingseinheiten und Wettkämpfen – das war eine intensive Zeit. Leider genießt dieser Sport kein großes Ansehen in der Slowakei und nach einem Jahr professionellem Ringen und einigen Medaillen gab es keine Förderungen mehr. Übrig geblieben ist nur meine kaputte Ohrmuschel – ein sogenanntes Blumenkohlohr – entstellt durch die unzähligen Schläge und Kopfstöße in den Kämpfen. 

Was ich noch loswerden möchte, ist… wie dankbar ich für die Menschen in Österreich bin. Ich fühle mich hier so wohl und gut aufgehoben. Wenn ich einige Tage nicht an meinem Verkaufsplatz bin, dann fragt meine Stammkundschaft auch nach, sie sorgen sich um mich und unterstützen mich unheimlich. Ich wünsche allen viel Gesundheit – das ist das Wichtigste.